Gespanntes Warten…. heimliches Fiebern und leises Rumoren.

Vom Eigenleben der Stühle bei 35blumen

Während wir täglich gespannt und weiterhin mit leiser Hoffnung auf die neuen Regeln, Zahlen und Berichte achten,  wird bei 35blumen aufgeräumt und renoviert. Viel hat sich angesammelt, ist verstaubt, wurde nie abgeholt oder ist einfach nicht mehr brauchbar. Eine ganz besondere Bedeutung kommt jedoch den Stühlen zu.  Was für ein Sammelsurium – und es werden immer mehr.

Spätestens beim Versuch, die Anzahl der Stühle bei 35blumen leicht zu reduzieren, merkt man, dass man sich rasend schnell unbeliebt machen kann. Jeder Stuhl hat seine volle Berechtigung für mindestens ein Teammitglied.  „Aber nicht den“, lautet der flehentliche der Satz, der das Vorhaben gänzlich unmöglich macht.

Dabei legt der eine großen Wert auf Bequemlichkeit, egal wie pothäßlich der Lieblingsstuhl ist, anderen geht es um Nostalgie.  „Neiiiin, bitte nicht die gelben opfern. Das sind doch unsere allerersten Stühle  Sie seien das Herzstück von 35blumen höre ich. Eigentlich billigstes Retro-Design, gelbe Plastikschalen die schon ziemlich gelitten haben, die ich vor vielen Jahren für 10 Euro auf dem Flohmarkt gekauft habe. Unverzichtbar. 

Wieder anderen geht es ums Design.  Dazu gehören etwa drei handgeschmiedete Designer-Barhocker, die auf dem harten Zementboden etwas wackeln und  im Lockdown in der Garage gelandet sind.  Sie rosten allmählich vor sich hin.  Aber das kann man ja alles ganz einfach wieder in Ordnung bringen, da bräuchte man nur mal mit einem Läppchen und ein bisschen Rostentferner dran gehen.  Ob es Rostentferner  jemals geben wird, ist bei 35blumen eine Frage derer, die sich auch im Kleinsten um Umweltaspekte bemühen. Mein Argument, dass die Barhocker trotzdem noch wackeln, auch wenn wir sie wieder aufstellen könnten, falls es Biorostentferner gäbe,  und falls sich einer die Mühe machen würde, die Hocker damit zu behandeln, verhallt. 

Wichtig waren immer die einfachen Werk-Stapelstühle, zu denen sich jedoch inzwischen eine große Anzahl alter, aber solider Holzklappstühle gesellt hat, die aufgrund der breiteren Sitzfläche und der leicht geneigten Stuhllehne bevorzugt werden. Aber auf die Stapelstühle wird natürlich nicht verzichtet. Das schlagende Argument: „Die stören ja nicht“. 

Die brauchen wir unbedingt: Die 4 Biertischbänke, eine Gartenbank, wo man mal zu zweit drauf sitzen kann, das weiße Ensemble Shabey-chick für draußen, drei Kinderstühlchen,  Elemente die zu einer früheren Ausstellung „ZEIT“ gehörten und nicht abgeholt wurden. Sechs angeblich sehr unbequeme schwarze Plastikstühle, ein Geschenk einer Nachbarin, die könnten gut Regen vertragen. Kommen also keinesfalls weg, ebensowenig, wie der wackelige pinkfarbenen Holzstuhl, den man ständig aus dem Weg räumen muss, damit sich niemand drauf setzt.

Und so hüten wir, und das verstehe sogar ich, bis in alle Ewigkeiten einen von der Künstlerin Julia Maddison persönlich weiß getünchten Stapelstuhl, bemalt mit einem großen roten Kreuz auf der Sitzfläche.  

Ulrike Oppel